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Klassische Konditionierung: Die Lerntheorie nach Pawlow

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HeyAva Redaktion
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Aktualisiert am:
July 1, 2024

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Klassische Konditionierung: Die Lerntheorie nach Pawlow

Die klassische Konditionierung, eine von Iwan Pawlow begründete Lerntheorie der behavioristischen Psychologie, spielt eine zentrale Rolle im Verständnis von Lernprozessen. Pawlows Entdeckungen basieren auf seinen Experimenten zur Verdauung bei Hunden, die ihn zu bahnbrechenden Erkenntnissen über das Lernen durch Reize führten. In diesem Blogartikel werden wir die Grundlagen der klassischen Konditionierung, das berühmte Experiment der Pawlowschen Hunde, sowie zentrale Begriffe und Prinzipien wie Kontiguität, Generalisierung und Extinktion genauer betrachten.

Was besagt die Lerntheorie der klassischen Konditionierung?

Die klassische Konditionierung beschreibt den Prozess, bei dem ein neutraler Reiz (NS) durch wiederholte Paarung mit einem unbedingten Reiz (US) zu einem konditionierten Reiz (CS) wird, der eine konditionierte Reaktion (CR) auslöst. Dies bedeutet, dass ein Lebewesen lernt, auf einen neuen Reiz zu reagieren, indem dieser Reiz mit einem bereits bekannten, biologisch bedeutenden Reiz gekoppelt wird.

Das Pawlowsche Hundeexperiment

Der Ablauf des Experiments

Pawlows berühmtestes Experiment involvierte Hunde, deren Speichelfluss gemessen wurde. Zunächst wurde den Hunden Futter (US) präsentiert, was natürlicherweise zu Speichelfluss (UR) führte. Pawlow fügte einen Glockenton (NS) hinzu, bevor das Futter gegeben wurde. Nach mehreren Wiederholungen löste der Glockenton allein, ohne dass Futter präsentiert wurde, den Speichelfluss (CR) aus. Dies zeigte, dass der Glockenton zum konditionierten Reiz (CS) geworden war, der eine konditionierte Reaktion (CR) hervorrief.

Begriffe des klassischen Konditionierens

  1. Unkonditionierter Reiz (US): Ein Reiz, der ohne vorheriges Lernen eine natürliche Reaktion auslöst. Im Experiment war dies das Futter.
  2. Unkonditionierte Reaktion (UR): Die natürliche Reaktion auf den unkonditionierten Reiz, wie der Speichelfluss bei Präsentation des Futters.
  3. Neutraler Reiz (NS): Ein Reiz, der zunächst keine spezifische Reaktion auslöst. Im Experiment war dies der Glockenton vor der Konditionierung.
  4. Konditionierter Reiz (CS): Ein ehemals neutraler Reiz, der durch die Paarung mit dem unkonditionierten Reiz die Fähigkeit erlangt hat, eine ähnliche Reaktion auszulösen. Hier wurde der Glockenton nach der Konditionierung zum CS.
  5. Konditionierte Reaktion (CR): Die gelernte Reaktion auf den konditionierten Reiz, wie der Speichelfluss auf den Glockenton.

Die drei Phasen der klassischen Konditionierung

  1. Kontrollphase: In dieser Phase zeigt der neutrale Reiz keine spezifische Reaktion. Der unkonditionierte Reiz löst die unbedingte Reaktion aus.
  2. Lernphase: Der neutrale Reiz wird zusammen mit dem unkonditionierten Reiz präsentiert, wodurch eine Assoziation entsteht.
  3. Lernergebnis: Der neutrale Reiz hat sich in einen konditionierten Reiz verwandelt und löst nun die konditionierte Reaktion aus.

Wichtige Prinzipien der klassischen Konditionierung

Kontiguität

Kontiguität beschreibt die Notwendigkeit, dass der neutrale Reiz und der unkonditionierte Reiz zeitlich eng beieinander liegen müssen, damit eine effektive Konditionierung stattfindet. Die Reihenfolge und der unmittelbare zeitliche Zusammenhang erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der neutrale Reiz zu einem konditionierten Reiz wird.

Generalisierung

Generalisierung tritt auf, wenn ein Lebewesen auf Reize, die dem konditionierten Reiz ähnlich sind, mit der konditionierten Reaktion reagiert. Im Experiment könnte der Hund beispielsweise auch auf den Klang einer ähnlichen Glocke mit Speichelfluss reagieren.

Extinktion

Extinktion beschreibt den Prozess, bei dem die konditionierte Reaktion abnimmt und schließlich verschwindet, wenn der konditionierte Reiz wiederholt ohne den unkonditionierten Reiz präsentiert wird. In Pawlows Experiment würde der Speichelfluss des Hundes abnehmen, wenn der Glockenton ohne die anschließende Futtergabe ertönt.

Anwendung der klassischen Konditionierung in der Verhaltenstherapie

Die klassische Konditionierung findet auch in der Verhaltenstherapie Anwendung, insbesondere bei der Behandlung von Ängsten und Phobien. Durch Gegenkonditionierung oder systematische Desensibilisierung können ungewollte Reiz-Reaktions-Verbindungen durch neue, weniger belastende ersetzt werden.

Beispiel: Der Placeboeffekt

Ein weiteres Beispiel für die Anwendung der klassischen Konditionierung ist der Placeboeffekt. Hierbei kann die Erwartung einer positiven Wirkung eines Medikaments, auch ohne Wirkstoff, zu einer tatsächlichen Linderung der Beschwerden führen, weil die Person auf die Erfahrung mit wirksamen Medikamenten konditioniert ist.

Fazit

Die klassische Konditionierung ist ein grundlegendes Konzept der behavioristischen Psychologie, das erklärt, wie Lebewesen auf Reize lernen zu reagieren. Durch Pawlows Experimente mit Hunden wurde deutlich, wie wichtige Prinzipien wie Kontiguität, Generalisierung und Extinktion das Lernen beeinflussen. Diese Erkenntnisse haben nicht nur die Psychologie revolutioniert, sondern finden auch heute noch Anwendung in verschiedenen therapeutischen Ansätzen und erklären Phänomene wie den Placeboeffekt.

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