Die Situation in deutschen Kitas spitzt sich weiter zu
Laut einer aktuellen Umfrage unter Kitaleitungen, die anlässlich des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) in Düsseldorf veröffentlicht wurde, fehlt immer mehr Personal in den Einrichtungen. Fast 95 Prozent der Befragten gaben an, dass sich der Personalmangel in den zurückliegenden zwölf Monaten verschärft habe - im Vergleich zu 84 Prozent im Vorjahr.
Die Umfrage zeigt auch, dass 64 Prozent der befragten Kitaleiterinnen und -leiter in mehr als einem Fünftel der Zeit in Personalunterdeckung arbeiten mussten, was bedeutet, dass es weniger Personal gab, als es die Vorgaben zur Aufsichtspflicht verlangen. Im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei 57 Prozent. Besorgniserregend ist, dass 16 Prozent der Leitungen sogar in mehr als 60 Prozent der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung arbeiteten.
Für die DKLK-Studie 2023 wurden von Oktober 2022 bis zum 8. Januar 2023 bundesweit insgesamt 5387 Kitaleitungen online befragt. Die hohe Arbeitsbelastung der pädagogischen Fachkräfte führt laut 97 Prozent der Befragten zu höheren Fehlzeiten und Krankschreibungen. Zudem empfinden 59 Prozent der Umfrageteilnehmer das Gehalt einer Kitaleitung als unangemessen oder eher unangemessen.
Der Personalmangel wirkt sich auch negativ auf die pädagogische Qualität aus: Etwa neun von zehn Kitaleitungen - 88 Prozent - gaben an, dass sich der Personalmangel negativ auf die pädagogische Qualität auswirkt. In den Kitas von 87 Prozent der Befragten wurden in den vergangenen zwölf Monaten pädagogische Angebote wegen Personalmangels gestrichen.
"Das sind erschreckende Ergebnisse, die deutlich machen, dass die Politik ihrer gesetzlichen Verantwortung nicht gerecht wird", sagte Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung. Die Ergebnisse seien "ein eindringlicher Hilferuf und die Verpflichtung zum Handeln".
Trotz Personalmangels und Belastung üben 80 Prozent der Umfrageteilnehmer ihre Tätigkeit gern aus - allerdings lag dieser Wert vor einem Jahr noch vier Prozentpunkte höher. Alle Kitaleitungen fühlen sich von den Kindern wertgeschätzt. Von den Mitarbeitenden erfahren 96 Prozent Wertschätzung, von den Eltern 86 Prozent.
Angesichts dieser alarmierenden Ergebnisse ist es dringend erforderlich, dass Politik, Träger und Kommunen gemeinsam nach Lösungen suchen, um den Personalmangel in deutschen Kitas zu beheben und die Qualität der frühkindlichen Bildung und Erziehung langfristig zu sichern. Wie bereits in unserem vorherigen Artikel erwähnt, sind Maßnahmen wie die Steigerung der Attraktivität des Berufs, die Erweiterung von Ausbildungsangeboten, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen unerlässlich.
Die drastischen Zahlen sollten nicht nur Erzieherinnen und Erzieher, sondern auch Politik und Gesellschaft alarmieren. Die hohe Belastung der pädagogischen Fachkräfte und die teils gravierende Personalunterdeckung sind nicht nur eine Gefahr für die Sicherheit und das Wohl der Kinder, sondern können auch langfristige Auswirkungen auf deren Entwicklung und Bildung haben.
Es ist daher von größter Bedeutung, dass die politischen Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene die dringende Notwendigkeit erkennen, in das Kita-System zu investieren und dies als nationale Aufgabe zu betrachten. Die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten an Fach- und Hochschulen, die leichtere Anerkennung ausländischer Abschlüsse und eine bessere Bezahlung, insbesondere für Kitaleitungen, sind wichtige Schritte in die richtige Richtung.
Ebenso ist es entscheidend, die Arbeitsbedingungen und die Wertschätzung der pädagogischen Fachkräfte zu verbessern, um dem Beruf wieder mehr Attraktivität zu verleihen und so den dringend benötigten Nachwuchs zu gewinnen. Denn nur mit ausreichend qualifiziertem Personal kann gewährleistet werden, dass unsere Kinder in einem sicheren und pädagogisch wertvollen Umfeld betreut werden und somit die Grundlage für ein gelingendes und erfolgreiches Leben erhalten.
